Ein Wort an die Pfarrerinnen und Pfarrer

Liebe Kolleginnen und Kollegen im Pfarramt!

Kaum ein Kirchenbezirk, der sich in den letzten Jahren nicht im Rahmen eines Pfarrkonvents oder zumindest in einer KThA mit dem Thema „Milieu und Kirche“ beschäftigt hätte. Was haben wir dabei gelernt? Die Gesellschaft ist vielfältiger geworden. Unsere kirchlichen Angebote, mit denen wir eigentlich „alle“ erreichen wollen, sind von ihrer Machart, ihrem „G’schmäckle“, ihrer Sprache her nicht mehr ohne weiteres überall anschlussfähig.

Ich für mich selbst habe gelernt: Ich bin nicht ohne weiteres anschlussfähig. Ich stehe nicht über den Dingen, sondern mittendrin. Mit meiner religiösen Biographie, mit meinen bisherigen Gemeindeerfahrungen, meinen Verletzungen; mit meinem Musikgeschmack, meiner Theologie und Frömmigkeitsprägung. Und so kann ich mit einigen Erwartungen und Wünschen, mit manchen Sehnsüchten und Vorschlägen, die aus der Gemeinde und von außerhalb kommen, nicht immer souverän und unvoreingenommen umgehen.

Aber wie stelle ich sicher, dass nicht durch meine musikalischen Präferenzen oder die schlechten Erfahrungen, die ich mit extremen Formen gleich welcher Spiritualität und Frömmigkeit schon gemacht habe, die Formen eingeschränkt sind, in denen in meinem Verantwortungsbereich Kirchenmusik gemacht wird und Gottesdienste gestaltet werden? Ich will doch nicht als Trichter fungieren, wie ein Verkehrspolizist das Sagen haben, was geht und was nicht geht bestimmen. Ich will vielmehr Logistiker sein, der dafür sorgt, dass unterschiedliche musikalische Richtungen und Gottesdienstformate ihren gleichberechtigten Platz haben. Ich will dazu beitragen, dass sich ein reger Austausch über unterschiedliche Formen der Spiritualität entwickelt und wir vieles erst einmal ausprobieren und versuchen zu verstehen, bevor sich die Schublade zu früh schließt.

Die Lobpreis- und Anbetungsbewegung braucht dringend Ansprechpartner auf Augenhöhe, die ihre Abneigung im Zaum halten und als theologische Sparringspartner Themen wie Anbetung, Emotionalität und Pneumatologie in der Praxis unserer Gottesdienste und Gemeinden „durchkämpfen“. Und so stelle ich mir und auch Ihnen die Frage: „Wie kann ich an meinem Dienstort dazu beitragen, dass Menschen unterschiedlichen Musikgeschmacks und unterschiedlicher Frömmigkeit eine Heimat in Kirche und Gemeinde finden? Wie sorge ich dafür, dass nicht mein Musikgeschmack oder meine religiös-musikalische Biografie die Möglichkeiten meiner Gemeinde limitieren?“

Pfr. Michl Krimmer